Bei mir im Immengarten finden Sie das in Deutschland wahrscheinlich größte Linden - Sortiment;
(
einige Sorten eignen sich übrigens prima für eine Kultur in einem passenden Kübel)
Jetzt möchte ich Sie teilhaben lassen an meinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen mit dem sommerlichen Trachtfließband aus Lindenarten und anderen Gehölzen!
Nach einigen Jahren des fleißigen Sammelns von verschiedenen Lindenarten ist es mir gelungen, ein Trachtfließband mit etwas mehr als 20 Arten + Typen nach ihren Blütezeitpunkten aufzuzeichnen.
Das Jahr 2018 beispielsweise war klimatisch eine Besonderheit. Am 17. März hatten wir hier in Springe - Bennigsen einen Schneesturm mit minus 12 Grad Celsius, nachdem das Thermometer einige Tage vorher kurzfristig bis auf 16/17 Grad plus angestiegen war. Selbst zu Ostern herrschte noch fast winterliches Wetter, während am 7. April der Sommer plötzlich ausbrach. Das heiße, trockene Wetter hielt bekanntlich bis Mitte November an, hier in der Region nur unterbrochen von 2 größeren Regenfällen einmal am 10. Juli, 46 mm Niederschlag, und am 29. Juli mit 29 mm Niederschlag. Die wenigen anderen Niederschläge beliefen sich fast immer unter 5 mm !
Im Jahr 2017 habe ich hinsichtlich der Lindenarten - / und Blüten keine Aufzeichnungen vorgenommen, da am 20 April mit minus 5 – 8 Grad Celsius sämtliche Lindenblüten von Sommer- und Winterlinden erfroren waren; die anderen Lindenarten blühten teilweise noch, waren aber auch etwas geschädigt.
2016 habe ich einige Blütenzeiten der damals blühenden Linden aufgeführt, und, soweit vorhanden, wurden diese Daten zum Vergleich in Klammern dazugeschrieben.
Mir ist es wichtig, anhand dieser Zahlen den Ablauf der Blühzeitpunkte darzustellen, da ich der Meinung bin, dass diese Reihenfolge bedeutend weniger variabel ist, als die jährlich auftretenden Verschiebungen, die dem Wetter- und Temperaturablauf geschuldet sind.
Zunächst aber noch etwas zu meinem Wohnort Bennigsen, einem Ortsteil der Stadt Springe, südwestlich von Hannover am Ostende des Deister gelegen (zwischen 40 + 100 m üNN).
Meine Gärtnerei Immengarten und mein privates Arboretum für Bienenpflanzen befinden sich am Ostende des Ortes Bennigsen in einem flachen Tal zwischen 2 Gräben, ca. 250 m auseinanderliegend mit normalerweise relativ hohem Grundwasserstand. Ab 80 bis 100 cm Tiefe wird es naß. Der Boden ist lößlehmiger Bördeboden mit etwa 90 Bodenpunkten und liegt 80 m über Normalnull. Einige Linden sind bei mir im Arboretum ausgepflanzt, der Rest steht aus Platzmangel in Containern. Über die Containerkultur lassen sich die Arten oftmals auch früher in Blühstimmung bringen.
Zum besseren Vergleich und Verständnis sind noch einige weitere hier vorkommende Blütenbäume mit ihren Blühzeiten aufgeführt, ebenfalls, soweit vorhanden, Blühzeiten von Linden aus dem Jahre 2016.
Insgesamt soll es ca. 45 Lindenarten geben. Dazu gesellen sich dann einige Kreuzungen und diverse Unterarten. Jetzt fehlt also nur noch der nötige Platz und jede / jeder hätte die Möglichkeit, zum Beispiel sein eigenes Lindenarboretum anzulegen.
Alle hier von mir vorgestellten Linden sind natürlich bei mir erhältlich, allerdings nur in kleinen Stückzahlen. Die zweite Gruppe von Linden hat bei mir bis jetzt noch nicht geblüht, ich kann also aktuell keine genauen Blütenreihenfolgen bekanntgeben, aber ich arbeite sozusagen daran! Um Lindenarten- / und Sorten zu vermehren, müssen sie leider alle veredelt werden. Meistens erfolgt die Veredlung auf Sommerlinden, allerdings eignet sich auch die Winterlinde dazu. Bei einigen Arten ist dort die Anwachsrate jedoch nicht immer optimal. Damit ein Edelreis mit der Unterlage verwächst, sind verschiedene Faktoren zuständig, die jedes Jahr differieren.
Hauptveredlungszeit ist im Januar – Februar als Winterveredlung mit speziellen Veredlungsgummis. Wichtig beim Pflanzen der Jungpflanzen an den endgültigen Standort: es soll die Veredlungsstelle ca. 15 bis 20 cm ins Erdreich kommen, damit das Edelreis die Möglichkeit bekommt, eben an der Verdlungsstelle selbst eigene Wurzeln zu bilden, um dann besser weiterzuwachsen.
Soll eine solche junge Linde später jedoch noch einmal umgepflanzt werden, muss man sie beim erstenmaligen einpflanzen nur ca. 4 – 5 cm tiefer setzen, da sie sich später besser ausroden läßt.
Wichtiger Tipp: bitte unbedingt darauf achten, dass die Reste des Veredlungsgummis alle entfernt werden. Die Gummireste verrotten leider im Boden nicht mehr (aber bei Sonnenlicht), und die arme Jungpflanze würde sich mit dem Gummirest beim wachsen selbst strangulieren und infolgedessen absterben – das wollen wir ja nun beim besten Willen nicht!
Linden sind übrigens erdgeschichtlich noch eine relativ junge Pflanzenfamilie – sie werden neuerdings zu den Malvengewächsen (Malvaceae) in der Unterfamilie Lindengewächse (Tiliaceae) gezählt. Linden können teilweise ein sehr hohes Alter erreichen. Der Volksmund sagt „die Linde kommt 300 Jahre, steht 300 Jahre und sie geht 300 Jahre.
Lindenblüten werden zu Heilzwecken verwendet, das Lindenholz gern zu Holzschnitzarbeiten. In früheren Zeiten nutzte man den Lindenbast (Rinde) um daraus Seile und Stricke herzustellen. Ja, und das allerwichtigste ist: Lindenblüten sind ein wahres Superfood für viele Wildbienenarten, Honigbienen, Hummeln, Tagfalter und noch viele weitere Insekten.
Wespen und Hornissen sammeln zum Beispiel viele Insekten von den Lindenblüten, um damit ihre eigene Brut zu versorgen.
Es spielt übrigens keine Rolle, welche Art oder Sorte gepflanzt wird – alle sind sehr gute Insektentankstellen.
Stellvertretend für meine Lindensammlung hier 2 ausführlichere Steckbriefe:
1. Beispiel: Tilia henryana – Henrys Linde
Tilia henryana ist die Linde mit dem spätesten Blühzeitpunkt. Sie blüht ab Anfang August bis Mitte September, also noch nach den Bienenbäumen. Sie kann im hohen Alter 9 – 15 Meter hoch werden und hat sehr interessante, etwas schief angeordnete, herzförmige Blätter mit bis zu 1 cm langen Zähnen, die sich im Herbst gold-gelb färben.
Der herrliche Blütenduft, der während der wochenlangen Blüte entströmt ist ähnlich stark wie bei der Silberlinde. Die ansehnlichen Blüten sind creme-gelb farben und bestehen aus bis zu 100 kleinen Einzelblüten innerhalb einer Trugdolde. Da die Blüten nacheinander aufblühen, kann sich je nach Wetterlage eine Blütezeit von 4-6 Wochen ergeben. Während der Blütezeit sind unter anderem Honigbienen, Hummeln und Schwebfliegen auf den Blüten auf Nektarsuche zu beobachten.
Dazu finden sich Wespen und Hornissen auf den Dolden ein, die wiederum auf Insektenjagd sind.
Wie alle Linden wächst auch die Henrys Linde auf allen Standorten, die nicht extrem trocken sind. Mit feuchteren Bereichen kommt sie gut zurecht. Henrys Linde stammt aus den Gebirgen Mittelchinas und ist absolut winterhart.
Da es sich bei den Jungpflanzen um veredelte Exemplare handelt, beginnen sie schon nach 2- 3 Jahren (oft bereits im zweiten Lebensjahr) zu blühen. Der Standort sollte möglichst sonnig und frei gewählt werden um eine optimale Entwicklung zu erzielen. Noch ein Hinweis zur Veredelung: Die Veredelungsstelle sollte sich möglichst 10- 15 cm unter der Erdoberfläche befinden, damit das Edelreiß die Möglichkeit hat Wurzeln zu bilden und auf diesen weiter zu wachsen. Dieses Duft- und Blütenwunder sollte in keinem Imkergarten fehlen – unter anderem steht ein 2,5m hohes Exemplar im Botanischen Garten in Leipzig, das ich am 22. September (voller Blütendolden in der Nachblütephase) bewundern konnte.
Oder auch: Tilia kiusiana - Japanische Linde
Kleiner Baum, nur 8 -10 m hoch werdend.
Die Blütezeit beginnt ca. 8 Tage nach der Silberlinde. Im Jahr 2014 z.B. haben unsere Tilia kiusiana - Bäume vom 20.07.14 - 08.08.2014 mit Blütenständen von bis zu 36 Einzelblüten gepunktet.
Tilia kiusiana ist die Linde mit den bisher kleinsten Blättern und Blüten , die sich somit auch gut für den Hausgarten eignet.
Außerdem erreicht sie erst nach ca. 60-70 Jahren ihre Endhöhe.
Die Blätter sind schief eirund mit kleinen Zähnchen, bis 8cm lang mit einer 1cm langen Blattspitze. Die jungen Triebe sind rötlich.
Tilia kiusiana schließt im Reigen der Lindenblüten den Zeitraum der Silberlinde (Tilia tomentosa) bis zum Blühbeginn der Henrys Linde (Tilia henryana). Wenn man diese "wichtigen" Linden gepflanzt hat, blüht somit von Juni bis September immer eine Linden - Art.
Ein "must have" (!) für alle Pflanzensammlerinnen und - Sammler und ein MUSS (!) in jedem (Imker -) Garten.
Veredelte Jungpflanzen können ab 22,50 € aus unserem Sortiment erworben werden.